08 Mindfood des Monats: Geben und Nehmen

Paarportrait Andrea Kubasch & Dirk BennwitzEs gibt eine wechselseitige Beziehung zwischen den Dingen, die wir dem Universum „geben“ und dem, was wir zurückerhalten. Wenn unser „Geben“ nicht klar, konsequent und enthusiastisch ist, dann wird das, was wir zurückerhalten auch nicht so sein.

Alles im Leben basiert auf einem gerechten Energieaustausch. Mit bloßem Auge  sieht man es nicht und es fühlt sich auch nicht immer alles gerecht an – aber es ist so. Letztendlich gleicht sich alles im großen Ganzen aus. Wenn der Austausch von Energie klar ist, profitiert jede Partei in der Beziehung. Dieses funktioniert am besten, wenn sich jeder Mensch der Energie bewusst ist, die er in die Gleichung einbringt.

Wie erklärt sich die Gleichung von Geben und Empfangen?

Viele Menschen glauben,  dass Geben und Nehmen zwei voneinander getrennte Dinge sind. Das stimmt nicht.  Es ist eine regelrechte Illusion. Tatsächlich sind Geben und Empfangen ein und dasselbe. Es ist buchstäblich die gleiche Handlung. Da wir glauben, dass Geben und Nehmen zwei getrennte Handlungen sind, brennen Menschen, die viel geben bis zum Burnout aus.

Vielleicht hast Du es schon selbst einmal erlebt. Burnout und Erschöpfung passiert, weil derjenige der sich ausgebrannt fühlt denkt, er würde so viel machen und tun und bekäme nichts dafür zurück. Mit so einer Einstellung fühlt man sich selbstverständlich irgendwann völlig ausgebrannt.

Was wäre, wenn wir unsere gesamte Sichtweise auf die Gleichung des Gebens und Empfangens verändern würden?

Was wäre, wenn wir fühlten, dass wir tatsächlich die Empfänger waren, als wir am Akt des Gebens teilnahmen? Wie würde sich das anfühlen?

Als ich in meinen Zwanzigern Musikmanagerin war, habe ich immer wieder Burnout erlebt. Ich war immer erschöpft, launisch und schließlich nachtragend. Ich fing an, diejenigen zu verabscheuen, die ich beriet und fing an, sie als Energiefresser zu sehen. Ich wurde düster und reizbar.

Bis sich alles mit einem Schlag änderte. Ich erkannte, dass ich in meinem Kopf einen ganzen Film geschaffen hatte, in dem ich der unsterbliche Märtyrer und Opfer der Geschichte war. Ähnlich wie meine Mutter und die Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin, sah ich mich auch als „Geber“ – und natürlich als obersten Märtyrer.  Es gab immer eine große Belohnung dafür, sich so zu fühlen. Es rief Sympathie in meinen Leben hervor und erlaubte mir, mich auf ein Podest der Selbstaufopferung und Heiligkeit zu stellen.

Ich liebte es … und ich hasste es.

Ich war gefangen.

Ich konnte den Zyklus nicht verlassen.

Erst als ich sah, wie ich diesen Film basierend auf einem uralten Skript erstellt hatte, konnte ich mich davon befreien. Ich sah, dass ich einfach ein altes Muster nachlebte und einfach beobachtete, wie andere Frauen in meiner Familie agierten. Sie gaben, gaben und gaben noch mehr und zerfielen am Ende des Tages in einen Haufen Erschöpfung. Liebe war eine Verpflichtung, keine Freude.

Als ich merkte, dass ich mich in meine Mutter und Großmutter verwandelte, riss ich mich heraus. Ich ermahnte mich streng und sagte: „Wenn Du nicht aus Deinem Herzen geben willst, dann gib es nicht. Niemand braucht Dein falsches Geben. Dein falsches Geben stinkt nach Negativität. Es tut mehr Schaden als Nutzen. Gib nur, wenn Dein Herz es auch wirklich möchte. “

Ich änderte meine gesamte Beziehung zum Geben von diesem Tag an. Ich begann bewusst zu wählen, was ich verschenkte. Ich gab nicht mehr blindlings, nur weil man es so macht. Als Folge begann ich natürlich öfter „nein“ zu sagen, und ich verlor  viele Freunde. Aber zumindest war ich authentisch.

Als ich mich entschied „Ja“ zu sagen und zu geben, sorgte ich dafür, dass ich es auch in meinem Herzen spürte. In diesen Momenten erinnerte ich mich: „Du entscheidest, in diesem Moment zu geben, weil Du eigentlich das Gefühl hast, es für Deine eigene Seele zu tun.

Deine eigene Seele bittet dich zu geben. Dieses Geben hat nichts mit der anderen Person zu tun.

Es bezieht sich nur auf die Sehnsucht Deiner eigenen Seele. Sei dankbar, dass Du diese Gelegenheit hast zu geben! Wie gesegnet bist Du zu geben!

Als ich begann, dieses neue Glaubenssystem mit dem Geben zu verbinden, begann sich mein ganzes Herz zu öffnen. Ich begann viel mehr zu bekommen, als ich dachte. Noch wichtiger, ich war nicht mehr gestresst oder ausgebrannt. Im Gegenteil, ich war überwältigt von endloser Energie und grenzenlosem Geist. Ich hatte endlich den Schlüssel zur Freude gefunden: Das das Geben an eine andere Person in erster Linie ein Akt des Gebens an das eigene Selbst ist. In dieser Weisheit lernen wir zu empfangen, wie wir geben. Das Geben und Empfangen geschieht genau zum selben Zeitpunkt.

Diese neue Art, bewusst zu wählen, hat mich herausgefordert, meine Grenzen klar zu erkennen. Es hat mich dazu gebracht, meine Ängste mit Nein zu konfrontieren und meine Lieben zu enttäuschen. Ich musste durch die Sümpfe meiner Angst vor Konflikten waten und lernen, dass Konflikte in Beziehungen unvermeidlich sind, oft sind sie sogar gesund.

Ich erkannte auch, wie wichtig es mir war, als „die Gute“ gesehen zu werden. Ich wollte als selbstlos gesehen werden und erkannte letztendlich dass das Geben von einem bitteren Ort kam. Solange der „Andere“ dachte, ich sei „gut“, war das alles, was zählte. Ich begann langsam zu erkennen, dass unter dieser ganzen Idee des Gebens ein narzisstischer und selbst-absorbierter Wunsch war, als jemand gesehen zu werden, der ich eigentlich nicht war.

Es war schwer, dieses Bild, das ich behalten wollte, loszulassen: Die Gute. Aber langsam konnte ich es für etwas viel Wichtigeres austauschen: Die Authentische.

Ich ermutige Dich: Verabschiede Dich von falschen Ideen in deinem Kopf bzgl. des Gebens und Nehmens. Gehe stattdessen voll und ganz in der Vorstellung auf, dass, wenn Du gibst, Du tatsächlich etwas von dieser Handlung empfängst.

Spüre das was Du erhältst.

Fühle es tief.

Öffne Dein Herz und sei dankbar dafür.

Und auf diese Weise wird Dein Becher überlaufen.

Autor: Andrea Kubasch