05 Mindfood des Monats: EGO

Das Ego wird als Begriff häufig missverstanden, denn umgangssprachlich wird gerne gesagt: Der/die hat aber ein großes Ego. Wir meinen damit jemanden, der prahlerisch, angeberisch ist und vorrangig an sich selbst denkt.

In der östlichen Philosophie wird das Ego jedoch anders betrachtet. Wenn z.B. ein Kind in eine Familie hineingeboren wird, kommt es mit dem Vertrauen dorthin, dass es sein einzigartiges Schicksal entfalten darf. Traurigerweise – und das passiert auf dem gesamten Globus – trifft das Kind auf die Unbewusstheit der Eltern. Alle von uns wurden von unbewussten Eltern großgezogen, die widerrum von ihren unbewussten Eltern großgezogen wurden usw. Unbewusstheit wird von Generation zu Generation übertragen, auf dem ganzen Planeten.

 

 

Nun wirst Du also in eine Familie hineingeboren und denkst: Ich werde mich so entwickeln, so wie ich wirklich bin. Aber dann stellt sich heraus, dass das gar nicht Fall ist. Du kannst nicht Dein eigenes, souveränes Schicksal entwickeln, es wird nämlich auch erwartet, das unerfüllte Schicksal Deiner Eltern zufriedenzustellen. Du wirst zum Knecht des Unbewussten Deiner Eltern und wiederum von deren Eltern. Dadurch geben wir nicht nur unser souveränes Selbst auf, sondern wir müssen uns auch noch vor dem unbewussten Selbst aller Vorfahren verneigen.

Um das zu überleben, bauen wir einen Selbstschutz auf. Genauso wie, wenn Du physische Schmerzen hast und diese zu überwältigend  sind, dann wirst du ohnmächtig. Genauso funktioniert es bei Kindern, die nicht so gesehen und akzeptiert werden, wie sie nun mal sind und wie es ihr Schicksal vorgibt. Diese Kinder bauen ein Schutzsystem auf. Diese Barriere beschützt sie vor dem Schmerz and diese Barriere nennen wir das Ego. Eckart Tolle nennt es auch gerne den „Schmerzkörper“. Diese Barriere beugt Versagen und Vernichtung vor.

Das Kind kommt damit zurecht. Es kann verschiedene Rollen einnehmen: Den People Pleaser, den Märtyrer oder den Konfliktvermeider. Irgendeine Rolle, die in diesem dysfunktionalen System eingenommen werden kann, ist willkommen. Wenn das Kind klein ist, hat das Ego somit eine schützende Funktion. Es hilft dem Kind zu gedeihen und gleichzeitig zu funktionieren.

Wie bei einem Küken, dass von einer Schale geschützt wird, wenn diese nicht bricht.  So verhält es sich mit dem Ego. Wenn das Ego nicht auseinanderbricht, wird es zu einer Barriere zwischen dem Kind und dem jetzigen Erwachsenen und seinem wahren Selbst.  Und es wird auch eine Barriere zwischen dem Erwachsenen und den anderen Erwachsenen herum. Alle Beziehungen werden dadurch dyfunktional.

Nach der östlichen Philosophie muss das Ego aufbrechen und das ist dann auch der Moment des Erwachens. Wenn Du erwachst, sind die ersten Schichten, die auseinanderbrechen diejenigen, die wir selbst kreiert haben, die uns von unserem wahren Ich getrennt haben.

Das ist die Bedeutung des Ego in der östlichen psychospirituellen Philosophie.

Andrea Kubasch